VORWERTS: We bring Peas into your Bread
Am 7. April fand der erste Praxis-Workshop des VORWERTS Projektes in der Backstube und auf dem Acker mit rund 30 TeilnehmerInnen statt. Im Rahmen der Mitgliedsversammlung des Die Freien Bäcker e.V. stellte zunächst Dr. Odette Weedon (Universität Kassel, Sektion Ökologischer Pflanzenschutz) in einem spannenden Beitrag die Hintergründe und Ziele des Projektes vor, das den ausgeschriebenen Titel trägt: „Verwendung Ökologischer Rohstoffe aus Mischkultur in regionalen Wertschöpfungsketten als Reallabor“.
VORWERTS - ein Reallabor (engl. Living lab)
Ein was? In einem „Reallabor“ kooperieren Wissenschaft und Zivilgesellschaft miteinander. Bei VORWERTS heißt das, Menschen aus den Bereichen Landwirtschaft, Getreideerfassung, Mühlen, Bäckereien, Konsum und Wissenschaft arbeiten zusammen. Ausgangspunkte von Reallaboren sind realweltliche Herausforderungen. So geht es bei VORWERTS insbesondere darum, gemeinsam einen praktikablen Weg aus der scheinbar ausweglosen „Zwickmühle zwischen Handelsanforderungen und Umweltanforderungen im Bereich der Erzeugung, Verarbeitung und dem Konsum von Backgetreide“ zu entwickeln. Ausgangspunkt ist Funktionsgeflecht von Markt- und Umweltbedingungen, das unter anderem Einfluss auf die Ernte sowie die Back- und Ernährungsqualität von Backweizen hat:
Bei einem Reallabor geht es darum, in einem experimentellen Umfeld, praktisch, wissenschaftlich und sozial robuste Lösungen für Herausforderungen zu erarbeiten und auszuprobieren. Bei der Erprobung von Lösungen ergeben sich auf den einzelnen Stufen der Wertschöpfungskette Fragen in der Umsetzung. Im VORWERTS Reallabor werden diese gleichzeitig und abgestimmt bearbeitet.
Mischanbauweizen und Erbse in Brot und Backwaren
Bei VORWERTS geht es um den Anbau von Backweizen im Gemenge mit Erbsen. Zu den realen Herausforderungen, die Anlass für das Projekt gaben, gehören der Erhalt und die Verbesserung von: Biodiversität (auf und im Boden), Bodenfruchtbarkeit, der Qualität von Backweizen und damit der Qualität von Brot und Backwaren.
Aktuell dauert es noch etliche Wochen, bis die Weizen- und Erbsen-Pflanzen auf den Feldern der neun beteiligten landwirtschaftlichen Betriebe, zwischen Leipzig, Bramsche und der Schwäbischen Alb, zusammen gedroschen werden. Dennoch wollten die am Projekt beteiligten Bäcker und Bäckerinnen schon wissen, wie sich Weizen mit einem Restbestandteil von 2 % - 3% Brucherbsen verarbeiten lässt.
Dass sich der im Mischanbau erzeugt Weizen gut verarbeiten lässt, ist für die Erzeuger*innen und Vorstufen der Bäckereien von großer Bedeutung. Um den Mischanbau von Backweizen wirtschaftlich zu betreiben, muss der Aufwand bei der Trennung von Weizen und Erbse nach der Ernte möglichst geringgehalten werden. Bei einer einfachen Reinigung und Trennung verbleiben, so die bisherigen Erfahrungswerte, bis zu 3% Brucherbsen im Weizen.
So viel sei schon jetzt verraten, es lassen sich damit einwandfrei unterschiedlichste Brote und Kleingebäcke hergestellt. Zudem zeichnen sich bereits verschiedene positive Effekte ab, die durch Anteile von Erbse bei der Backwarenherstellung bewirkt werden. Über sie wird spätestens am Projektende berichtet.
Die Vorstellung der Versuche durch die beteiligten Bäckereinen sowie eine neue Form der Beurteilung von Gebäck mit unterschiedlich hohen Anteilen von Erbse, vorbereitet und durchgeführt durch die beteiligte Wissenschaftlerin Dr. Odette Weedon, fand großen Anklang.
Abschluss fand der Workshop auf einem Versuchsacker des beteiligten Biolandhof von Maarten Maage in Barsinghausen. Trotz der überdurchschnittlichen Regenmengen der letzten Monate stand das Weizen-Erbse-Gemenge gut da.
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