Stellungnahme zum Antwortschreiben von foodwatch

Zu der Kampagne ‚Topf Secret‘ hatten Die Freien Bäcker e.V. am 14. Februar einen Offenen Brief an foodwatch gesandt. Am 14. März erhielten wir ein Antwortschreiben von Martin Rücker (Geschäftsführer foodwatch Deutschland), das wir als pdf unten zum Nachlesen eingestellt haben.

Hier unsere Antwort an foodwatch:

 


Hallo Herr Rücker,                                                                                                                                                 Barsinghausen den 19.03.2019

zuerst einmal besten Dank für Ihr ausführliches Antwortschreiben.

Leider hat Ihre Antwort nicht zur Klärung unserer Kritik an ‚Topf Secret‘ beigetragen. Die Differenz wurde größer, denn nicht nur die Inhalte Ihres Briefes sondern insbesondere die Art und Weise mit der wir von Ihnen belehrt werden sollen, fördern genau den Widerspruchsgeist unserer Handwerkerseelen, für den Selbstbestimmung und Eigenverantwortung ein hohes Gut sind.

In den ersten Zeilen Ihrer vierseitigen Antwort schreiben Sie: „Sie bezweifeln die Notwendigkeit zusätzlicher „Anreize“ für Betriebe, sich an die hygienischen Vorgaben zu halten. Dies beurteilen wir anders.“ Sie wollen „wissen“, dass jeder vierte Lebensmittelhersteller Anreize durch ‚Topf Secret‘ braucht, da diese aus eigenem Vermögen heraus nicht in der Lage sind, hygienisch einwandfrei zu arbeiten?

Wir fragen uns ernsthaft, wie Sie zu der Annahme kommen, etwas beurteilen zu können, ohne die betrieblichen Sachlagen und die Arbeits- und Lebensrealitäten derer zu kennen, die Sie maßregeln wollen?  Ein gesellschaftlicher Diskurs auf Augenhöhe sieht anders aus!

In Ihrem Antwortschreiben folgen weitere anmaßende Belehrungen und Abhandlungen über Fehler anderer. Exemplarisch möchten wir zu einem Abschnitt Ihres Briefes Stellung nehmen: Es obliegt Ihnen gewiss nicht, darüber zu urteilen, ob und wie Bäcker und Bäckerinnen durch ihre Verbände vertreten werden! Dies ist die Angelegenheit der Beteiligten selbst!

Dass alle Backwaren, egal ob von Groß- oder Kleinbetrieben hergestellt, hygienisch einwandfrei sein müssen, steht für uns außer Frage. Als handwerkliche Lebensmittelhersteller*innen haben wir zum Ziel ‚Mittel zum Leben‘  herzustellen – nicht unsere Kunden zu verärgern oder krank zu machen!

Eine Aussprache zu dem Punkt, dass die Einführung einer Hygiene-Ampel bei genauer, sachgemäßer Betrachtung dem von Ihnen formulierten Ziel zuwider läuft, ist nach der Lektüre Ihrer Antwort offensichtlich keine Option. Deshalb geben wir an dieser Stelle nochmals zu Bedenken:

Nach unserer Einschätzung leistet das „Ampel-Warnsystem“ einer Form von gesellschaftlichem Hygienewahn Vorschub, die bestenfalls nur am Rande etwas mit der tatsächlichen Realisierung von Lebensmittelsicherheit zu tun hat. Statt sich auf einen öffentlichkeitswirksamen Aktionismus zu fokussieren wäre eine sachliche Klärung geboten, inwieweit die staatliche Lebensmittelüberwachung - so wie sie aktuell aufgestellt ist - geeignet ist, für hygienisch einwandfreie Lebensmittel zu sorgen. Sollte das nicht der Fall sein, sind erstens die Ursachen von Schwachstellen zu klären und zweitens angemessene Systeme - unter Einbeziehung der beteiligten Praktiker - zu entwickeln, um mögliche Risikobereiche zu minimieren.

Die Aspekte unseres Offenen Briefes, die den Blick von foodwatch darauf lenken sollten, was für die Gewährleistung echter Lebensmittelsicherheit wirklich wichtig wäre, wurden von Ihnen als „irritierende Ausführungen“ abgetan.  Diese „irritierenden Ausführungen“ können wir Freien Bäcker*innen nur wiederholen:

Um konstruktiv zu dem dringend notwendigen Wandel des Ernährungssystems beizutragen – hin zu echter Ernährungssicherheit, zu agrarökologischen Strukturen und Ernährungssouveränität – braucht unsere Gesellschaft verantwortungsvoll handelnde, handwerklich arbeitende Lebensmittelhersteller*innen. Deshalb geht es um eine Entlastung der Handwerksbetriebe, auf der Grundlage eines risikoangemessenen, eigenverantwortlichen Kontrollsystems. Dafür setzen sich die Freien Bäcker*innen ein.

Wir hatten Ihnen dazu vorgeschlagen, das Gespräch mit uns Praktikern zu suchen und sich mit uns über zweckmäßige Systeme zur Gewährleistung von Lebensmittelsicherheit auszutauschen. Doch allem Anschein nach haben Sie unser Angebot als überflüssig eingestuft.

An dieser Stelle möchten wir unmissverständlich zum Ausdruck bringen, dass wir es als ehr- und gewissenlos empfinden, pauschal alle Lebensmittelhersteller*innen mit einer Kampagne zu belasten, die nicht einmal hinsichtlich der von Ihnen beschworenen „Gefahrenlage“ zielführend ist.

Es grüßen Sie

Anke Kähler & Peter Plaumann

 

Antwortschreiben von foodwatch als PDF im Anhang:


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