Von Backkunst, Aufständen, Macht und Preisen

„Brot ist Geschichte, von Fladenbrot, Baguette, Simit und Lavash, über Vollkornbrot oder Bagel bis Naan und Ciabatta: es verbindet uns quer über die Kulturen und die Erde.

Aus den Grundzutaten Mehl, Wasser und Triebmittel wie Hefe oder Sauerteig hat die Menschheit weltweit eine enorme Vielfalt an Brotsorten geschaffen.“



So die Überschrift und der Beginn der Scroll Story der Heinrich Böll Stiftung (veröffentlicht am 24. Juni) zu Getreide und Brot und nicht zuletzt zu ihrer politischen Bedeutung.  

Link zu der Scroll Story: 

Geschichten vom Brot: Von Backkunst, Aufständen, Macht und Preisen | Heinrich-Böll-Stiftung (boell.de) 

Im Hintergrund der Geschichten um Brot steht eine grundlegende Herausforderung, die Menschen im globalen Norden und Süden miteinander teilen: Einerseits das Recht auf angemessene, ausreichende und gesunde Nahrung und andererseits die weltweit steigenden und schwankenden Nahrungsmittelpreise. Mit dieser Divergenz verbunden sind Fragen - nach der Funktionsweise von Märkten für Nahrungsmittel, nach ihren Profiteuren und Verlierern und, was von besonderer Bedeutung ist, nach Lösungsstrategien.  

Diese Fragen waren auch Gegenstand einer Veranstaltung am 20. Juni in der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin unter dem Titel:  

Krisenpuffer gegen die Inflation - Öffentliche Nahrungsmittelspeicher zur Preisstabilisierung und ihr Beitrag zur Transformation der Ernährungssysteme  

Nachzusehen ist die gemeinsame Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung, TMG Research und der Rosa-Luxemburg-Stiftung hier: Krisenpuffer gegen die Inflation (youtube.com) 

Drei Perspektiven vorweg, die aus Sicht der Freien Bäcker*innen zur Umsetzung von Lösungsstrategien gehören: 

Transparenz herstellen 

Es geht um Transparenz auf allen Ebenen. Von Finanztransaktionen die Agrarrohstoffe betreffen, die von Maschinen im Nanosekundentakt ausgeführt werden und dazu beitragen, die ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen weiter zu verschärfen, bis hin zu Transparenz beim scheinbar einfachen Brot, das uns nährt. 

Fortschritt am Zuwachs des Gemeinwohls messen 

Vor der Umsetzung „technologischer Fortschritte“ muss generell die Frage stehen: „Wem nützt dies?“. Fördert „Fortschritt“ etwa die Zunahme von Intransparenz und konzentrierten Märkten, dient dies weder dem Erhalt demokratischer Strukturen noch der Mehrheit der Gesellschaft. 

Komplexe Systeme verstehen 

 Dies ist notwendig, um Strukturen und Prozesse zu ändern, die nicht dem Gemeinwohl dienen. Zum Glück fängt Veränderung im Konkreten und Kleinen an und so liegt es mit an Jeder und Jedem von uns, die Dinge zum Besseren zu bewegen.  

Im Kleinen, etwa in räumlich kleinen Strukturen wie in regionalen Wertschätzungsketten, gelten zumeist soziale Normen, die eine „Nahbereichsmoral“1 entstehen lassen. Sie drückt sich insbesondere im Kümmern um die Belange der anderen MarktteilnehmerInnen aus. (vgl. Lisa Herzog, s. Fußnote) 

Nicht zuletzt steht deshalb die Politik in der Verantwortung, wirtschaftliche Vielfalt und kleine/mittlere Strukturen zu schützen und zu stärken sowie die Rahmenbedingungen für eine auf agrarökologischen Prinzipien basierende Transformation der Ernährungssysteme zu schaffen. 

“Für die Wiederherstellung zukunftsfähiger Lebenszusammenhänge und resilienter Ernährungssysteme ist die Bewahrung der Souveränität handwerklicher Lebensmittelherstellung von zentraler Bedeutung. Betriebe des Lebensmittelhandwerks, als Teil von Wertschätzungsketten, die von Selbstbestimmung, Nähe und hoher Transparenz geprägt sind, erbringen ein hohes Maß an Leistung für die Gesellschaft.” (Auszug aus dem Leitbild des Die Freien Bäcker e.V.)  

In diesem Sinne haben sich Bäcker und Bäckerinnen in dem Verbund Die Freien Bäcker e.V. zusammengeschlossen und begrüßen Kolleginnen und Kollegen, die diese Werte teilen.  

Ein Teil der Arbeit des Vereins besteht deshalb darin, Recherchen, Studien, Veranstaltungen, wie die in diesem Beitrag vorgestellt, zu unterstützen. 

Weiterführende Infos: 

 

 

 

 

 

 

 

[1] Globale Getreidemärkte, transcript Verlag 2023, Jörg Gertel (Hg.), Lisa Herzog, S. 265